Trackspatz auf Weltreise

Polizei macht Sachen

Polizei macht Sachen

Kaum haben wir davon berichtet, in welchem Ausmaß das hiesige Militär und die Polizei bzw. National Garde um die Sicherheit der Besucher ihres Landes besorgt sind, und dass man das kaum noch toppen kann: Man kann.

Garde Nationale Runde 1

Wir sind ja, wie bereits geschildert, bemüht, für die Übernachtung jeweils ein Plätzchen zu suchen, wo wir möglichst unauffällig, ja möglichst unsichtbar sind, Das ist bei aller Weitläufigkeit ab und zu schwierig. Irgendwelche Schäfer gibt es an den unglaublichsten Orten. So wie gestern. An die zwei Kilometer waren wir querfeldein in verlassenes Gebiet gefahren. Fernab entdeckten wir eine Schäferfamilie, mit der wir aber nichts zu tun hatten. Also bauten wir uns auf und setzten uns gemütlich mit einem „Absacker“ in die Abendsonne. In diese Idylle sprengte plötzlich ein Landcruiser mit sage und schreibe fünf Polizisten der National Garde, die aus dem Wagen sprangen und uns umringten. Wir rechneten damit, dass sie uns wegscheuchen wollten. Nichts da: Sie wollten nur unsere Pässe sehen und unsere Personalien aufnehmen. Der „Schreiber“ fing an, unsere Daten zu notieren, und war heilfroh, als wir im ein sogenanntes „Fiche“ gaben. Das ist ein Blatt, auf dem schon alle persönlichen Daten wie auch die Fahrzeugdaten eingetragen sind. Davon haben wir für genau solche Fälle etliche Dutzend dabei. Kommt immer gut.

Dann wie üblich fröhliches Lachen, Händeschütteln, „Willkommen in Tunesien, guten Aufenthalt und eine gute und ruhige Nacht.“

Danke und Tschüss.

Die Frage stand im Raum, wie die auf uns aufmerksam geworden sind. Noch dazu hier am ***** der Welt. Da muss man erst mal hinfinden!

Eigentlich kannten wir das schon. Nicht aber das, was noch folgte.

Sonnenuntergang

Garde Nationale Runde 2

Es war schon stockdunkel, wir hatten unser Abendessen beendet, als gegen neun Uhr plötzlich draußen zwei Autos vorfuhren und wir aus unserem Miniheim gerufen wurden. Etwa acht bis zehn Männer der National Garde (genau war das in der Dunkelheit nicht zu sehen) standen in der Gegend umher, und der Chef fing an, mit uns zu palavern. Es wäre doch besser, wenn wir in der nächsten Stadt, also in Matmata, bei ihnen auf dem Polizeiparkplatz Quartier machten. Da seien wir absolut sicher.

Nun fühlten wir uns da, wo wir standen, keineswegs unsicher. Außerdem wollten wir auch irgendwann ins Bett. Im Übrigen seien wir von einer anderen Polizeitruppe bereits kontrolliert worden, und die hätten gegen unseren Aufenthalt nichts einzuwenden gehabt. Ja, davon wüssten sie, nur seien „die anderen“ gar nicht zuständig gewesen. Sie jetzt seien von der eigentlichen Tourismuspolizei und von daher für unsere Sicherheit verantwortlich. Nun, wir dürften gern bleiben, müssten ihm aber ein Schreiben aufsetzen, in dem wir ihm bestätigen, dass er uns zum Mitkommen aufgefordert hätte, wir dies aber nach unserem eigenen Wunsch abgelehnt haben.  Sonst bekommt er Ärger mit seinem Chef.

Julie setzte einen solchen Schrieb auf. Als wir fragten, ob sie unsere Daten haben wollen, meinte er, die habe er schon, und zeigte uns das Fiche, das wir dem ersten Polizeiaufgebot gegeben hatten. Aha. So läuft das.

Mit viel Fröhlichkeit, Händeschütteln und guten Wünschen brauste auch dieser Trupp von dannen.

Blieb noch die Frage, wie die uns von Matmata aus im Dunkeln gefunden hatten. Denn wir standen immer noch alles andere als direkt an der Straße, sondern am ***** der Welt im Gelände.

Nun, wenigstens den Rest des Abends in Ruhe hatten wir uns verdient. Dachten wir.

Kurz nach elf lagen wir im Bett. Ruhig. Noch.

Garde Nationale Runde 3

Doch schon kam das nächste Auto angebollert. So ein HZJ Landcruiser ist schon von weitem zu hören. Und die Insassen waren auch nicht gerade leise und unauffällig, als sie unser Auto umkreisten und in unser Fenster leuchteten.

Also riefen wir nach draußen, ob es ein Problem gebe. Nö. Es sei alles in Ordnung. Wir sollten weiterschlafen.

Ich wollte eigentlich nur meine Ruhe, aber Julie wollte es genauer wissen, zog sich an und ging raus. Der geneigte Leser wird es erraten: Es war – die National Garde. Drei Mann hoch. Nein, wir brauchten uns keine Sorgen zu machen. Sie seien zu unserer Sicherheit abgestellt und hergeschickt, und ihr Auftrag sei es, über uns zu wachen, so lange wir dastehen.

UNGLAUBLICH!

Das war deren Ernst. Dann stellten sie sich etwa 100 Meter von uns hin und hielten Nachtwache, während wir schlummerten.

Morgens um sieben wachten wir auf, und Julie ging zu ihnen, um ihnen einen Kaffee anzubieten. Nein, brauchen und wollen sie nicht. Später gingen wir noch mal gemeinsam zu ihnen und unterhielten uns mit ihnen über die gesamte Situation. Nein, sie fanden das Ganze nicht ungewöhnlich. Das sei schlicht ihr Job und ihr Auftrag. Ja, sie würden noch bei uns bleiben, bis wir aufbrechen. So laute ihr Auftrag. Wir sollten uns nur so lange Zeit nehmen, wie wir wollen.

Dass wir europäischen Besucher (wir sehen uns ungern als „Touristen“) in diesem Land einen besonderen Stellenwert genießen, haben wir natürlich längst bemerkt und an dieser Stelle auch angesprochen. Dass wir aber mit einer Wertigkeit und Wichtigkeit angesehen werden, dass man uns mit einem immensen Aufwand eine derartige Betreuung und einen persönlichen Schutz zukommen lässt, ist mit „außergewöhnlich“ nur unzureichend benannt. Man wird behandelt wie ein Staatsgast oder die britischen Kronjuwelen.

Julie und ich bewerten das auch ein wenig unterschiedlich: Natürlich sehen wir das Außergewöhnliche gleich. Während aber Julie sich eher amüsiert der Exklusivität hinwendet, habe ich das Gefühl, etwas in Anspruch zu nehmen, was mir nicht zusteht.

Nun, auf unser übliches Frühstücksbuffet haben wir dann verzichtet, damit die drei jungen Garde uns da nicht auch noch zugucken mussten. Bis zur Hauptstraße begleiteten sie uns noch, und dann konnten sie in ihren Feierabend bzw. -morgen fahren.

Ein außergewöhnliches Land mit außergewöhnlichen Menschen. Und wir lernen täglich mehr darüber.

Bleibt nur noch die Frage, wie die drei Jungs uns mitten in der Nacht im Gelände am ***** der Welt gefunden haben.

Endlich schlafen

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Zausel

Zausel

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Der Trackspatz guckt immer erst mal drauf, ob's sich nicht schon wieder um Werbe-Spam handelt

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