Motorraderlebnis im Schwarzwald

Motorraderlebnis im Schwarzwald
Motorrad: Symbol für Freiheit und Erleben der Welt im Sauseschritt.
Motorrad: Symbol für Krach, Gestank und Rücksichtslosigkeit.
Was stimmt nun? - Beides!
Ich bin selbst lange begeistert Motorrad gefahren, Sommer wie Winter, bei jedem Wetter.
Und ich war in einem Motorradclub, und ja: Wir haben Ausfahrten gemacht mit 10 bis 15 Maschinen. Es hat Spaß gemacht ohne Ende, und wir haben immer mal wieder „die Kuh fliegen lassen durch Odenwald, Spessart und Taunus.
Dann kam das erste Wochenendfahrverbot im Sensbachtal, und wir rieben uns die Augen und merkten, dass da etwas aus dem Ruder lief:
Vermehrt beobachteten wir „Kollegen“ mit Lust am Krawall. Das bezeichnet nicht nur die Lautstärke, sondern auch den Fahrstil an sich.
Warum ich das erzähle? Nun, es hat sich seither viel geändert. Es ist nämlich viel schlimmer geworden;
Gerade waren wir im Schwarzwald mit seinen hunderten von idyllischen Sträßchen, die sich kurvenreich durch die Landschaft schlängeln Eine mitreißende Einladung, die Gegend mit dem Motorrad zu genießen. Cruisen nennt man das auf neudeutsch. Doch was sich tatsächlich abspielt, hat mit cruisen nichts zu tun. Der ausgeräumte Auspuff scheint Pflicht, besonders bei der Harley-Fraktion. Jeder Takt ein Kanonenschlag. Wenn man als Autofahrer überholt wird (und das wird man ständig), dann scheppert erst mal die ganze Karosserie. Bei Ortsdurchfahrten zieht der Biker grundsätzlich spätestens 200m VOR dem Ortsende das Gas auf, um im Ort eine bleibende Erinnerung zu hinterlassen.
Wir schlendern in Freudenstadt um den Marktplatz, als eine solche Harley-Prozession an uns vorbeidonntert. Etwa 15 Maschinen - und jede dreimal so laut wie ein alter Lanz-Bulldog.
Aber das reicht noch nicht: in Höhe der einen Eisdiele muss JEDER noch mal am Gas seiner Penisverlängerung zerren, um wie ein Hund eine akustische Duftmarke zu setzen.
Infernalisch. Und die Trottel finden sich dabei auch noch soo toll und bilden sich ein, dass alle Welt sie auch noch bewundert. Man fragt sich wirklich, wozu die einen Helm tragen - viel zu schützen gibt‘s ja nicht.
Die Straßen im Schwarzwald sind mittlerweile am Rand gepflastert mit Plakaten, auf denen die Anwohner die Motorradfahrer anflehen (!!!), doch ein wenig leiser zu rasen. Es gibt erste Streckensperrungen, zeitlich befristete Verbote für Motorräder, was bisher aber keinesfalls ausreicht.
Es gibt wegen Personalmangels viel zu wenig Kontrollen der illegalen Auspuffe nebst gegebenenfalls sofortiger Stilllegung.
Mein lieber Nachbar Herbert, selbst begeisterter aktiver Motorradfahrer, fordert gar, die Krawalltüten einfach einzuziehen und zu verschrotten. Ich habe ihm nicht widersprochen.
Mittlerweile werden bundesweit weitere Fahrverbote und Streckensperrungen für Motorräder angedacht, was sofort für Protestaktionen tausender von Motorradfahrern führte. Die vernünftigen unter ihnen sollten lieber gegen ihre Knalltütenkollegen protestieren, damit sowas gar nicht erst nötig wird.
Dann macht es auch wieder Spaß, den wunderschönen Schwarzwald zu erkunden und in Freudenstadt einen Eisbecher zu genießen.
 
 
 
Dirk Schmele
Diese Ideen mag ich:
Tja, zu jeder Gruppe von Menschen gehören immer ein paar Arschlöscher dazu. Es werden aber schnell mehr, wenn sich niemand an den Arschlöschern stört und es wird extremer - Mopedfahrer, MCs, Parteien oder Kegelklubs.
Zum aktuellen Thema darf man aber nicht vergessen, dass Dinge verboten werden, die bisher legal sind. Ich darf mit legalen Mopeds nicht in Tirol fahren und ich darf dort mit legalen Fahrzeugen nicht fahren, wo andere "Lärmquellen" weiter fahren. Gegen illegale Umbauten und illegales Verhalten gibt es genug Regeln - sie müssen aber auch angewandt werden. Es werden Positionen unsachlich oder ohne Sachverstand in den Ring geworfen: 80 dB A in jeder(!) Fahrsituation? Das ist das Abrollgeräusch von Autos in vielen Fahrsituationen. Letztlich kommen noch gefährliche Ideen dazu: 70km/h wo andere Fahrzeuge 100km/h fahren dürfen? Fragt mal die 125er oder Rollerfahrer, ob das unproblematisch ist.
 
Werner Wülk
Dirk Schmele: Nun, umso wichtiger ist es doch für die Fraktion der „Vernünftigen, das Heft nicht aus der Hand zu geben und denen zu überlassen, die auf der einen Seite selbst der Krawallfraktion angehören und auf der anderen Seite denen, die keine Ahnung vom Motorradfahren haben, aber die Gesetze und Verordnungen dazu erlassen. Und letztere stehen unter dem massiven Druck derer, die ihr Gärtchen und Haus an einer „Schaukurve“ haben und überlegen, ob sie nicht Nägel streuen. Da liegt es bei den Bikern, wieder Sachlichkeit reinzubringen.
Ich bin übrigens eine ganze Weile 125er Roller (und auch Mopedroller) gefahren. Ich weiß, wie scheiße sich das Tempo anfühlen kann.
Grüße von Julie.
 
Winfried Misbach
Dirk, es sind nicht nur ein paar Arschlöcher. Selbst die Hersteller spielen da mit. Begründung, "die Kunden wollen das so". In Österreich musste die Polizei ihre Ducati aus Tirol abziehen. Die haben ein ein Standgeräusch von 102 Dezibel. Wie bekommt so ein Hobel überhaupt eine Zulassung? Oder warum werden bei Autos AMG, M3/5 mit Klappenauspuff zugelassen? Ferrari und ähnliches? Gerade am Wochenende wieder erlebt. Weg von der Straße, ab in die Presse. Über Illegale Umbauten brauchen wir nicht zu reden. Wie in Italien, beschlagnahmen und weg damit. Übrigens, ich fahre seit meinem 16ten Lebensjahr auf zwei Rädern durch die Gegend.