Lacosten Sie mal!

Lacosten Sie mal!

Da will ich mal etwas für mein Wohlbefinden tun, und ich nehme meine Super-Duper-Fitnessuhr von Withings mitsamt Tablet-Auswertungs- und Erinnerungssoftware mit auf große Fahrt.

Eine ganze Schublade voller billiger, aber funktionstüchtiger und robuster ALDI- und LIDL-Uhren rostet derweil daheim vor sich hin.

Und ausgerechnet dieses Hightech-Gelumpe gibt doch den Geist auf, der ihm nie innewohnte.

Eigentlich kann mir die Uhrzeit egal sein – aber ich will sie wissen. Eigentlich haben wir hinreichend Uhren im Felix verteilt, aber ich will doch meine eigene Uhr. So sind Kinder nun mal.

Also halte ich Ausschau nach einem Uhrenladen, der eine Rolex anbietet. Mindestens. Oder Breitling. Blancpain oder Nomos kämen auch in Frage. Ich muss feststellen:  Da versagt der gemeine tunesische Markt. Nicht mal Longines und Seiko finden sich zwischen Datteln und Zwiebeln. Zähren netzen meine Wangen, als ich in der Metropole Tozeur unvermutet ein Schaufenster mit Uhren entdecke. UHREN! Wie es sich für ein Geschäft des Understatements gehört, ohne Preise. Man will ja nicht angeben.

Und drinnen trifft mich Lacostes Hammer: Ja, ja, ja! Eine Lacoste-Uhr von makelloser Eleganz, und noch dazu echt. Ja, wirklich: Echt. Schließlich prangt auf dem Zifferblatt das Lacoste-Krokodil. Das zerstreut jeden Zweifel. Nun ja, es ist nicht grün, sondern gelb, aber solche Fehldrucke können den Wert schließlich immens steigern. Man frage nur den geneigten Philatelisten.

Das Preisetikett tanzt vor meinem Auge: 22,500 Dinar. Das sind etwa 9 Euro. Der Fehler ist offenkundig: Die Tunesier geben ihre Preise in Hunderten nach dem Komma an. Da verrutscht man in der Dezimale gern um drei Stellen. Mit zitternden Fingern blättere ich das Entgelt für das Traumteil hin, bebend vor Angst, der Verkäufer könnte seinen Lapsus im letzten Moment erkennen.

Auf der Straße wage ich wieder zu atmen – und bin als stolzer Besitzer bis jetzt noch nicht recht in der Lage, mein Glück in Worte zu fassen!

Kann mir irgendjemand erklären, womit ich solches verdient habe?

Das Schicksal meint es gut mit mir.