Corona

Corona

Man mag es nicht mehr hören oder lesen: Corona

Ihr auch nicht?

Dann haben wir schlechte Nachrichten für euch: Wir wollen mal schildern, wie Corona uns und unsere Reisepläne beeinflusst.

Zuerst verfolgten wir die Meldungen in den Medien wie wohl jeder andere. Und eine der ersten erschreckenden Erkenntnisse war, dass wir beide sowohl vom Alter als auch vom Gesundheitszustand her voll in die Risikogruppe fallen. Das schränkt unsere Spielräume natürlich drastisch ein, sowohl vor Ort als auch bei der Planung „ in die Ferne“.

Hier in unserer Umgebung ist hauptsächlich unser kirchliches Umfeld betroffen: „Unsere“ Gemeinde in Hanau, aber auch andere christliche Gemeinden, denen wir mehr oder weniger eng verbunden sind: Alle haben zunächst unter den Versammlungsverboten zu leiden. Aber da tat sich für uns ein aus unserer Sicht segensreiches elektronisches Fenster zur Welt auf: Übers Internet und geeignete Kommunikationssoftware waren wir verblüffend eng dabei, ja, es ergaben sich plötzlich ungeahnt attraktive Formate. Ich sage seitdem „Gott kann auch elektrisch!“

Viele Freunde klagten laut und heftig über die mangelnde körperliche Nähe, die sie vermissten.

Ja, wir vermissen auch die persönliche Nähe ABER: Wir stellten fest, dass das Zusammentreffen übers Netz Chancen bot und noch bietet. Wo sonst kann man Freunde gleichzeitig in deren und im eigenen Wohnzimmer treffen?

Mittlerweile sind Gottesdienste und andere Veranstaltungen wieder - mit vielen Einschränkungen und Vorgaben- in Präsenz möglich, wir verzichten aber noch auf die Teilnahme. Noch sehen wir darin ein zu hohes Risiko. Wie oben gesagt: Wir sind Teil der Risikogruppe, und es macht einen riesigen Unterschied, ob wir jemandem beim Einkaufen kurz begegnen, oder ob wir uns eine Stunde in möglicherweise virengeschwängerter stehender Luft aufhalten. Da bevorzugen wir deutlich die Teilnahme über die elektronischen Medien.

Es gibt ja Christen, die tatsächlich meinen, ob ihres „starken“ Glaubens werde sie Gott vor dem Virus sicher bewahren. Was für ein Unfug!

Immer schön brav Masken aufsetzen und die Hände desinfizieren
Immer schön brav Masken aufsetzen und die Hände desinfizieren sealed

Im Alltag nehmen wir die empfohlenen und vorgeschriebenen Maßnahmen sehr ernst. Die Maske (auch: „Schnauzenpulli“) MUSS sein, und wenn ich, schusselig wie ich bin, mal wieder den Abstand unterschreite, gibt‘s sofort einen körperlichen Verweis durch Julie.

Nun hocken wir ja nicht nur hier herum. Wir reisen - auch zu Zeiten von Corona.

In einer Hinsicht haben wir Glück gehabt: Eigentlich hatten wir vor, dieses und nächstes Jahr mit unserem „FELIX“ Süd- und Nordamerika zu erobern und die „PANAMERICANA“ von Feuerland bis Kanada unter die Räder zu nehmen. Leider oder glücklicherweise bewogen uns ein paar Zipperlein, das Projekt zumindest vorerst zu verschieben. Hätten wir es in Angriff genommen, wir säßen jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen Corona irgendwo mit dem Auto in Kolumbien, Ecuador oder Honduras fest. Wir haben Reiseberichte verfolgt von Leuten, denen es genau so ergangen ist. Nicht lustig. Gar nicht lustig.

Aber was tun? Vor Der Tür stand unser Expeditionsmobil FELIX und scharrte mit den Reifen. Reisen ja. Aber wohin?

Afrika? Da saßen gerade tausende (!!!) verzweifelte Wohnmobilisten fest, weil es keinerlei Verbindungen nach Hause gab. Frankreich? Italien? Spanien? Da explodierte gerade Corona. In den Balkanländern dasselbe.

Griechenland wäre eine Option - aber jetzt machten seine Nachbarländer alle dicht. Kein Durchkommen. Einzig der Weg über Bulgarien schien noch offen, da erreichte uns die Nachricht unseres Freundes Olaf, dass er festsitze und nicht mehr heimkönne. Wo? Natürlich just in Bulgarien. Sch ... aber auch!

Da blieb nach kurzem Blick auf die Landkarte eigentlich nur noch Skandinavien. Aus „eigentlich“ wurde „gewiss“. 

Also den Rechner angekurbelt und nach Beschränkungen gesucht. Alles sieht recht freundlich aus: in Polen, Estland, Lettland und Litauen gibt es wohl keine größeren Corona-Probleme - Aber Finnland: Einreisestopp für Deutsche! glücklicherweise zeichnet sich ab, dass der Stopp Mitte Juli aufgehoben werden soll. Also erst mal los. Auf nach Polen.

Mundschutz im Supermarkt? Fehlanzeige.
Mundschutz im Supermarkt? Fehlanzeige.

Gleich beim Besuch des ersten Einkaufszentrums fällt auf, dass bei weitem nicht jeder eine Maske trägt. Und wenn doch, dann landen die meisten völlig wirkungsfrei unterhalb der Nase.

Das können wir besser. Wirklich?

Als uns zu Ehren in Warlack spontan eine große Grillfete improvisiert wird (siehe Bericht), gerät unsere konsequente Haltung der Infektionsgefahr gegenüber dann doch etwas ins Wanken: Essen und Trinken geht eben nicht recht mit Maske, und als es zu regnen anfängt und wir uns unter die Schirme flüchten, ist es mit Abstandhalten auch nicht soo weit her ...

Nein, pure Sorglosigkeit ist es nicht, sondern eher ein „Was soll man machen?“ Ähnlich dem, wenn man in der Eisdiele sitzt und weiß, dass das Auto im Parkverbot steht. 

Nun ja, die Gefährdung war überschaubar. In Madrid oder Marseille hätten wir uns wahrscheinlich erheblich zurückhaltender verhalten.

Auf unseren vorangegangenen Reisen haben wir am Wochenende stets versucht, einen Gottesdienst zu erwischen, mit dem wir etwas anfangen konnten.

Überwiegend mit Erfolg.

Das war diesmal anders. Zum einen mieden wir wegen Corona Menschenansammlungen. Also auch Gottesdienste. Zum anderen hatten (und haben) wir ein überwältigendes Alternativangebot: In allen jetzt von uns bereisten Ländern des Baltikums und Skandinaviens hatten wir - anders als in Deutschland- hervorragendes mobiles Internet auch in abgelegenen Regionen. Und so war es genial: Sonntags nacheinander zwei Gottesdienste: erst der von „unserer“ efg-Hanau, anschließend der von der EmK Rothenbergen, dazu jeweils Dienstagabend der Rothenberger Bibelgesprächskreis „von Wohnzimmer zu Wohnzimmer“ - und das in der Idylle eines estnischen Sees oder eines finnischen Birkenwaldes. Ohne Maske und die latente Angst, doch irgendwo infiziert zu werden

Im übrigen fand Corona je nördlicher wir kamen, immer weniger statt: In Polen hingen die Masken wenigstens der Form halber noch unter der Nase, auf der Fähre nach Helsinki sah man nur noch vereinzelte Exemplare, und in Norwegen dann in den Einkaufszentren und Supermärkten gar keine mehr.

Mundschutz auf der Fähre? Was ist ein Mundschutz?
Mundschutz auf der Fähre? Was ist ein Mundschutz?

Apropos Fähre: Just kurz vor unserer Überfahrt von Tallinn nach Helsinki hatte Finnland wie angekündigt die Corona bedingte Einreisesperre für deutsche Bürger aufgehoben. Alternativ hätten wir mit der Fähre direkt nach Schweden rüberbrettern müssen, um uns Norwegen von der anderen Seite her zu nähern. Das hätte natürlich einen irrsinnigen zusätzlichen Fahraufwand bedeutet: Immerhin standen Hammerfest und das Nordkap als Fixpunkte auf unserem Programm.

Museumsbesuch in Varkaus (siehe Bericht mit Video): Gruppenführung mit Gesang (!) Mundschutz??? Dumme Frage.

In Norwegen dasselbe Bild: Masken? Nichts da. Weder in (übrigens unverschämt teuren) Cafés, noch in Geschäften, Supermärkten, Tourismusbüros, Kirchen ... Einzig Einrichtungen zur Händedesinfektion stehen überall zur Verfügung und werden auch gründlich genutzt.

Unsere letzte Sorge bezüglich Corona war jetzt für den Heimweg: Würden uns die Dänen, von Schweden kommend, ohne Quarantäne in ihr Land lassen?

Vorsichtshalber tankten wir in Norwegen noch mal voll und hoben die Tankquittung gut auf, um gegebenenfalls an der dänischen Grenze belegen zu können, dass wir uns in Schweden nicht aufgehalten haben, sondern nur „durchgehechtet“ sind. Interessanterweise war an der schwedisch-dänischen Grenze zwar ein Corona-Teststand aufgebaut, aber nach einem Blick auf unser Nummernschild wurden wir einfach durchgewinkt. 

Fazit: Reisen in Europa in Zeiten von Corona ist möglich. Allerdings ist dringend anzuraten, sich unterwegs der Möglichkeiten des mobilen Internets zu bedienen, um Erkundigungen einzuholen und ggf. flexibel reagieren zu können.

Corona-Standards wie bei uns werden nicht durchgehend eingehalten. Da muss jeder auf sich selbst aufpassen. Im Großen und Ganzen haben wir uns auf unserer Reise bezüglich Corona deutlich sicherer gefühlt als hier vor Ort: Wir waren erheblich mehr draußen in der Natur, und wenn wir mit Menschen zusammentrafen, dann tat man sich leichter, auf Distanz zu bleiben als gegenüber Freunden, Kollegen und Nachbarn.

Im Übrigen haben wir jetzt daheim, was Präsenzgottesdienste angeht, unsere Zurückhaltung beibehalten: Wir bedienen uns auch hier der Teilnahme übers Internet.

Das Virus interessiert sich ja nicht dafür, ob wir daheim oder auf Reisen sind. Und Gott kann eben auch elektrisch.

Das einzige, was fehlt, sind die finnischen Seen und Birkenwälder.

Und die Mücken.

Was ist besser: Corona oder ekelige Viecher, die stechen?
Was ist besser: Corona oder ekelige Viecher, die stechen?